Kirwa-G'schichten

Scho gwusst?
Warum der König die Kirchweihen verboten hat
So wie zwischen Naab und Frankenland waren die Kirchweihen einmal in ganz Bayern weit verbreitet. Es war wirklich so, dass immer Kirwa war: wenn nicht in dem einen Dorf, dann in dem anderen. Kirwa - das bedeutete für die Dienstboten nicht nur einen freien Tag, sondern bei welchem Bauern sie auch anklopften, eine frische Mass Bier und eine Brotzeit. Da kamen im Laufe des Jahres natürlich viele freie Tage, viele Massen und Brotzeiten zusammen. So viele, dass man droben in München über Maßnahmen nachdachte, das Volk wieder zu bändigen. Der König daselbst erließ dann das Gesetz, dass fortan alle Kirchweihen des Landes an ein und dem selben Tag, dem dritten Sonntag im Oktober, stattfinden sollen. Mit der Einführung dieser "Allerweltskirwa" sollte dem ausgelassenen Treiben im restlichen Jahr Einhalt geboten werden. Jahrzehntelang blieb diese Regelung bestehen. Sie hielt sich hartnäckig bis in die Siebziger Jahre. Erst dann fing das ungeschriebene Gesetz zu allererst in der Oberpfalz an zu bröckeln. Wenn sie Oberpfälzer auch sonst dazu neigen, alles zu tun, was in München ausgeheckt worden ist, das Kirwafeiern ließen sie sich nicht verbieten. Und so finden die Kirchweihen heutzutage wieder von April bis November statt. Die "Allerweltskirwa" hat ihre eigentliche Bedeutung zwar verloren, aber wie sollte es anders sein: sie wird trotzdem auch noch gefeiert.
09.05.01, Uli Piehler, Schleißdorf
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