Kirwa-G'schichten

Kirwa - was ist das?
Das Baum-Austanzen
Wenn alle Kirwa-Moila „eingesammelt“ sind, ziehen die Kirwapaare dann mit der Musik zum Kirwabaum, wo schon eine große Menge Schaulustiger wartet. Es folgt der Tanz um den Baum (gegen den Uhrzeigersinn). In den Tanzpausen wird gesungen. Nach jeder Runde wird der Kirwastrauß von einem Mädchen zum anderen weitergegeben. Die „Kirwaliesl“ (ein Bierkrug aus Steingut), gut gefüllt, erfrischt die durstigen Kehlen. Immer wieder ertönt der „Kirwaschlachtruf“: „Wer haout Kirwa? Mir hom Kirwa!, Wer haout Köichla? Mir hom Köichla!, Wer haout Durscht? Mir hom Durscht!“. Die Gurzer (Juchzer) der Kirwaboum ertönen besonders intensiv, sie gehören zur Kirwa dazu wie der Baum. Am Baum hängt, mit dem Zifferblatt nach innen , ein Wecker, der von einem Unparteiischen so gestellt ist, dass er nach etwa 15-30 Minuten klingelt. Das Paar, das zu diesem Zeitpunkt den Kirwastrauß in Händen hält, ist das Oberkirwapaar. (Was hier dem Zufall überlassen ist, wird in anderen benachbarten, meist fränkischen Orten, vorher festgelegt.) Das Kirwapaar muß nun die ihm zustehenden „Insignien“ – ein Schultertuch für das Mädchen (Moil) und ein geschmückter Hut oder Krug für den Burschen – vom Baum herunterholen, wobei die anderen Kirwapaare mitunter das Ersteigen der Leiter durch kräftiges Wackeln erschweren. Erst wenn es das neue Oberkirwapaar geschafft bekommt es seinen Ehrentanz um den Baum. Natürlich finden sich zu so einem Baumaustanzen immer sehr viele Kirwapaare aus den umliegenden Ortschaften ein um zu prüfen, ob die Tänzer und Tänzerinnen auch wirklich gut tanzen und singen können. Gemeinsam zieht man dann ins Wirtshaus oder auf den Festplatz, um kräftig das Tanzbein zu schwingen und sich auch gegenseitig auszusingen. Gerauft wird dabei nur noch selten! Eher wird schon mal die Kirwaliesl gestohlen, wenn das Oberkirwapaar nicht aufpasst. Die Auslöse besteht meist aus einem Faß Bier.
27.05.01, Evi, Strehl, Kreisheimatpflegerin Volksmusik in Bayern - Mitteilungsblatt der Volksmusikberatungsstellen des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege e. V. 1992
|