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Kirwa-G'schichten 

Kirwa - was ist das?

Kirwa-Vorbereitungen

Verantwortlich für die Ausrichtung einer Kirwa sind in erster Linie die ledigen Burschen (Kirwa-Boum) des Dorfes, die sich zum Tanzen ein Mädchen (Kirwa-Moil) aussuchen, das auch aus einem anderen Ort stammen kann. Wenn die Dorfjugend beschlossen hat, einen Baum auszutanzen, beginnen schon Wochen vor dem fest die Vorbereitungen: Man lernt die überlieferten Grundtänze (Walzer, Schottisch, Polka, Bairischer, Dreher und Mazurka-Schleuderer), übt die geläufigen Kirwalieder ein, meist ergänzt mit neugemachten Schnodahüpflan über andere Kirwaorte oder über Personen, die aus irgendwelchen Gründen ausgesungen werden sollen, und besorgt in Absprache mit dem Wirt eine passende Kirwamusik. Der Wirt muß schon dahinterstehen, denn was wäre eine Kirwa ohne Wirtshaus. Nur wenn ein solches fehlt, stellt man hie und da auch schon mal ein Zelt auf und übernimmt die Bewirtschafftung selbst (oder in Verbindung mit einem Verein, z. B. der Feuerwehr). Der Kirwabaum wurde früher üblicherweise gestohlen, vorzugsweise bei Waldbesitzern, die diesen Schaden verkraften konnten (Staat, Gutsbesitzer, Großbauern). Heute findet sich oft ein nobler Spender. Der Kirwabätz (ein Hammel) darf nicht fehlen, denn er führt, sauber gewaschen und geschmückt, den Kirwazug der Paare an. Am Kirwa-Samstag in aller Herrgottsfrüh wird der Kirwabaum aus dem Wald geholt, bis auf den Wipfel ausgeastet und geringelt, d. h., dass ein Streifen Rinde schraubenartig längs des Stammes entfernt wird. Je größer der Baum (ca. 30m und mehr), desto stolzer sind die Kirwaboum. Zwei bis drei Kränze werden gebunden, am Baum befestigt und mit bunten Bändern geschmückt. Trotz vorhandener technischen Mittel wird der Baum per Hand dann an seinem vorbestimmten Platz aufgestellt., meist in der Dorfmitte beim Wirtshaus. Dabei kann es durchaus vorkommen, dass das am Vortag für den Baum gegrabene Loch über Nacht von spitzbübischen Burschen aus den Nachbarsdörfern mit Mist zugefüllt wurde. In der Nacht von Samstag auf Sonntag heißt es aufpassen, damit Burschen aus den Nachbardörfern den Baum nicht absägen können. Am Sonntagmorgen ziehen die Kirwapaare geschlossen zum Kirchweihgottesdienst, anschließend zum Frühschoppen oder zum „Köichlaeinsingen“ von Haus zu Haus, wo sie von den Hausfrauen ‚Kirwa-Köichla’ (Schmalznudeln) erhalten. Nachmittags verteilen sich die Kirwamoila in die verschiedenen Wirtshäuser oder Privathäuser des Dorfes, um eine tüchtige Zeche zu machen. Die Kirwaboum ziehen mit ihren Musikanten, dem Kirwabätz und einem Schubkarren mit einem Bierfaß von Haus zu Haus und holen ihre Moila nach Begleichen der Zeche ab. Vor dem Haus wird dann gleich mit den Moilan einmal getanzt.

27.05.01, Evi, Strehl, Kreisheimatpflegerin
Volksmusik in Bayern - Mitteilungsblatt der Volksmusikberatungsstellen des Bayerischen Landesvereins für Heimatpflege e. V. 1992



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